SPIEGEL: Eure Göttlichkeit - so reden Ihre Jünger Sie an. Dürfen auch wir Sie so nennen?
MAHARADSCH DSCHI: Wenn Sie wollen. Sehen Sie, einige nennen mich Eure Göttlichkeit, andere sagen: So ein Idiot.
SPIEGEL: Und was sind Sie?
MAHARADSCH DSCHI: Ein demütiger Diener Gottes.
SPIEGEL: Sie werden in Hymnen als Herr des Weltalls besungen. Wollen Sie auch andere Planeten beglücken?
MAHARADSCH DSCHI: Das ist absolut lächerlich. Sie sind doch gebildete Leute, viel älter als ich. Ich bin erst 15 Jahre alt. Wenn jemand daherkäme und Ihnen erzählte, er hätte Fliegende Untertassen gesehen, da würden Sie doch auch sagen: absoluter Blödsinn. Gott hat mich hierher auf diesen Planeten geschickt, um den Frieden zu bringen. Hätte er mich zum Marsmenschen gemacht, dann wäre ich auf dem Mars. So verkünde ich mein Wissen auf der Erde.
SPIEGEL: Was ist das - dieses Wissen, das Ihre Jünger in Ekstase bringt?
MAHARADSCH DSCHI: Das kann man nicht in Worte fassen, und das kann man auch nicht in einer Zeitung drucken. Es ist unendlich. Vielleicht sieht es so aus: (Maharadsch Dsrhi zeichnet mit seinen Händen eine Schlangenlinie in die Luft). Es ist wie ein großes Wunder, wie ein Gebäude ohne Fundament, wie ein Blinder, der das schönste Licht sieht und es be-schreibt, wie ein Lahmer, der zur Quelle geht und daraus Nektar schöpft.
SPIEGEL: Sprechen Sie von Gott, wenn Sie vom Wissen reden?
MAHARADSCH DSCHI: Glauben Sie mir, man kann es wirklich nicht aussprechen. Es ist in uns, wie Gott in uns ist.
SPIEGEL: Wollen Sie eine neue Religion gründen -- wie Jesus, Mohammed oder Buddha?
MAHARADSCH DSCHI: Auch diese drei sind nicht mit der Absicht auf die Welt gekommen, eine neue Religion zu schaffen. Erst nach ihrem Tod haben Menschen versucht, das zu tun.
SPIEGEL: Sind Sie sicher, daß Ihre Jünger nicht dasselbe versuchen?
MAHARADSCH DSCHI: Ich bemühe mich, das abzuwenden.
SPIEGEL: lm November wollen Sie in Houston das „Goldene Zeitalter" verkünden.
MAHARADSCH DSCHI: ich bin eine Friedensbombe, ich bringe den tausendjährigen Frieden. In Houston werden wir ein gewaltiges Fest zelebrieren. Sehen Sie, wir haben in Indien mit ganz kleinen Festen angefangen. Wir waren wie ein Auto mit einer schwachen Maschine. Wenn Sie da etwas dazutun, dann wird es ein 280er, und wenn Sie noch etwas dazutun, dann haben Sie schließlich einen 600er, und das ist der größte Mercedes-Benz. Und so groß und stark sind wir inzwischen geworden.
SPIEGEL: Ein anderer indischer Guru zählt immerhin die Beatles zu seiner Gefolgschaft. Können Sie auch mit prominenten Narren aufwarten?
MAHARADSCH DSCHI: Es gibt welche, aber ich habe sie nicht im Kopf. Ich bin kein Computer.
SPIEGEL: Wie muß man leben, wenn man Ihnen nachfolgen will?
MAHARADSCH DSCHI: Jeder weiß selbst, wie er zu leben hat.
SPIEGEL: Muß man arm sein?
MAHARADSCH DSCHI: Sie können arm sein und ausflippen, und Sie können reich sein und ausflippen.
SPIEGEL: Darf man Fleisch essen?
MAHARADSCH DSCHI: Wir empfehlen, auf Fleisch zu verzichten.
SPIEGEL: Und was ist mit Sex?
MAHARADSCH DSCHI: Das ist verschieden. Anhänger, die im Achram leben, dürfen nicht. Für Leute. die eine Familie haben, gilt diese Einschränkung nicht.
SPIEGEL: Sind Drogen erlaubt?
MAHARADSCH DSCHI: Wir wollen nicht, daß die Leute Drogen nehmen.
SPIEGEL: Wollen Sie heiraten?
MAHARADSCH DSCHI: Oh. Mann, heute bin ich nicht verheiratet, und die Leute fragen mich, warum ich nicht verheiratet bin. Wenn ich morgen heiraten würde, da würde aber was losgehen. Die Presse würde sich überschlagen: Der Guru hat geheiratet, der Guru hat geheiratet. Wenn ich mit dem RollsRoyce fahre, fragen sie mich: Warum fahren Sie mit dem Rolls-Royce! Würde ich mit dem Fahrrad fahren, wollten sie wissen: Warum sitzen Sie denn auf dem Rad?
SPIEGEL: Und warum sind Sie neulich in London mit einem Rolls-Royce herumgefahren'?
MAHARADSCH DSCHI: Wenn Jesus heute kommen würde, bekäme er auch keinen Esel mehr angeboten.
SPIEGEL: Sie fordern von Ihren Jüngern: Gebt mir Euren Körper, gebt mir Euren Geist, gebt mir Euer GehL Was ist Ihnen das wichtigste?
MAHARADSCH DSCHI: Ich will nur eines, und das ist dieser verrückte Geist (crazy mind). Für den habe ich eine dicke Tasche. Und sie geben ihn mir alle.
SPIEGEL: Überall in der Welt leben Ihre Jünger vom Existenzminimum und überweisen den Rest auf das Konto der Divine Light Mission.
MAHARADSCH DSCHI: Das ist kein Zwang. Aber wir brauchen das Geld, um gute Werke zu tun.
SPIEGEL: Wie hoch ist Ihr persönliches Bankkonto, wie groß ist Ihr Aktiendepot?
MAHARADSCH DSCHI: Ich habe weder das eine noch das andere.
SPIEGEL: Im November 1972 wollten Sie Schmuck und Uhren im Wert von 220 000 Mark nach. Indien schmuggeln.
MAHARADSCH DSCHI: Das ist eine absolut falsche Behauptung. Das haben die Zeitungen berichtet.
SPIEGEL: Was ist denn damals wirklich passiert?
MAHARADSCH DSCHI: Dazu sage ich nichts. Ich habe das Vertrauen zu Zeitungen verloren. Ich rede mit ihnen über etwas. und am nächsten Tag steht etwas ganz anderes drin. Ich gebe Ihnen hier eine Chance.
SPIEGEL: Ein amerikanischer Arzt, der Sie in Denver untersucht hat, schrieb. Sie seien managerkrank und litten an einem Magengeschwür.
MAHARADSCH DSCHI: Es bleibt nicht, es verschwindet von selbst.
SPIEGEL: Wie können Sie überhaupt krank werden? Buddha lehrt doch, Krankheit könne durch Meditation überwunden werden.
MAHARADSCH DSCHI: Es ist schon besser geworden. Ich war nur drei Tage im Krankenhaus.
SPIEGEL: Wollen Sie sich für die Menschheit opfern?
MAHARADSCH DSCHI: Ich fürchte, ich tue es.
DER SPIEGEL. Nr. 4111973